"We will willow it away,
we will willow, willow, willow, we will willow it away!
With a willow, willow, waily, we will sing about it gaily,
with a willow, willow, waily, and a hey - ...oha!"*

*from: king of jesters, and the jester of kings

Die Nacht der Nächte, der Mond der Monde ist's!
Und ein von der Zeit vergessenes Gesicht hob sich dem Mond entgegen. Von einer dünnen Wolkendecke kaum geschwächtes Mondlicht fand seinen Widerschein im kalten Feuer der Augen, das aus den Abgründen einer Seele ihm entgegenloderte.
Lange hatte er auf diesen Augenblick hingearbeitet, viele Jahre der Mühsal auf sich genommen und die Riten der Göttin studiert. Monde hatte er in tiefster Meditation verbracht und seinen Geist für das kommende vorbereitet. Seine Vorkehrungen waren umfassend gewesen. 
Nichts war außer acht gelassen worden. Kreise hatte er gezogen, stark und mächtig genug um Dämonenfürsten zu halten und unter seinen Willen zu zwingen ... auch die Göttin selbst.
Nur noch ein Mißklang störte die Harmonie seiner mit unheiligem Genie komponierten Sinfonie: die schemenhafte Gestalt eines Wächters.
In alten Folianten der Thaumaturgen, in den Schriften der Magister und Hohenpriester vergessener Zeiten, die sich mit der hohen Kunst der Nekromantie beschäftigten, wurde er erwähnt. Keiner jedoch berichtete genaueres. Sein Aussehen veränderte sich von Schrift zu Schrift. Tier, Geist, Dämon oder Vampir - jede Gestalt schien ihm eigen zu sein. So zog sich seine Spur durch die Äonen.
Seine Verbindung zu den Anderen war nicht klar umrissen, jedoch jenseits allen Zweifels. Immer wieder war sein Name zusammen mit dem der Anderen gefallen. Den einzigen deutlichen Hinweis fand er in den Schriften des Alten vom Berge, Ferdic Thonastes, der in den Felsen um das Auge der Götter hauste bevor ihn der Prophet vertrieb:
"... und so wachet er vor Ihren Toren bis ans Ende aller Dinge. Wer ihn fürchtet, dessen Seele ist verdammt und er hüte sich vor seinem Auge und dem Blicke Dessen was ist. Den dem Blick der Wahrheit ist die Lüge wie Staub. Er ist das Auge dessen, was blind sein muss, damit wir sein können. Sein Stigma ist die Waage und so du sie siehest, fliehe."
Wieso mussten diese alten Einfaltspinsel auch immer diese geschwollene Sprache verwenden? Nichts konnten sie genau sagen, immer war man darauf angewiesen sich etwas aus ihrem senilen Gefasel zusammenzureimen. Wenigstens hatte Thonastes darauf verzichtet, alle Verben am Ende von Lindwurmsätzen zu sammeln, wie es viele andere taten. Doch, was immer der Wächter auch sein mochte, Wachhund oder Todesengel, seinen magischen Künsten würde er nicht gewachsen sein. Und nicht nur magische Barrieren sichern die Stätte seines Wirken, auch zahlreiche Ungeheuer und Dämonen garantieren seine Sicherheit. Selbst einige Vertreter der präzyklischen Rassen, wie den myriadenleibigen N'goro oder die seelenfressenden Za'aszhi, waren in seinem Heer aus geflügelten, gehörnten, behuften, schleimigen und geschuppten Ungeheuern vertreten.
Doch der Moment der Wahrheit naht und des Zauderns ist's nicht länger.
Inmitten seiner Zirkel setzt sich der Uralte nieder und beginnt die vorbereitende Meditation. Gelingt der Zauber, so öffnet sich die Türe und heraustreten wird die Göttin. Wandeln wird sie wieder auf dem Boden dieser Welt. Ohne Grenzen wird ihre Macht sein und ihrem Hohenpriester nichts unmöglich.
Mit einem Wink seiner Hand gibt er das Zeichen und das Ritual zu Ehren der Göttin beginnt.
Trommelschlegel erheben sich von Geisterhand geführt in die Lüfte und beginnen einen dröhnenden, in den Ohren schmerzenden Rhythmus zu schlagen. Mit stierem Blick erheben sich zwei Gestalten, die bis dahin bewusstlos in einer Ecke des Pentagramms gelegen. Mit wankenden Schritten, langsamen und hölzern nähern sich die Marionetten dem im Zentrum befindlichen kleinen Kreise aus frischem, rotem Blut. Panik erfüllt ihre Herzen und Wahnsinn liegt in Ihren Augen. Eines jeden Blick hängt an dem Messer, das sich in der unbeständigen Hand des Anderen befindet ... und im sich langsam steigernden Rhythmus der Trommelschläge kommt der rote Kreis näher.
In Ekstase gefangen beginnt der Uralte zu singen und in das kakophonische Zusammenspiel der Geistertrommeln und seines auf und abschwellenden Gesanges mischen sich die erwachten, panisch kreischenden Stimmen der Opfer.
... und näher rückt der Kreis, näher ...
Von Krämpfen geschüttelt, mit hoch erhobenem Messer und entblößter Brust, so schreiten sie im Rhythmus der Trommeln zuckend, von dem Geheul der Dämonenschar begleitet, zu dem im Mondlicht schimmernden Kreis. Marionettengleich vorwärts wankend und selbst in ihren vom Wahnsinn umspülten Gehirnen noch die Annäherung einer unsäglich fremden Entität spürend.
Da berührt ein zitternder Fuß des Kreises Rund und in die Symphonie des Grauens beginnt sich zuerst leise, doch schnell lauter werdend, eine Melodie zu mischen. Eine Melodie, voll von Dissonanzen und doch harmonisch, voll von exotischen Zusammenklängen und an der Seele selbst zerrenden Tönen.
Da versiegt der Strom der Trommelschläge, der Gesang des Uralten, er bricht ab, die Ungeheuer verstummen. Das Paar steht im Kreis und nur noch die Melodie widersteht der Stille. Zwei Hände umkrampfen einen Messergriff. Und Augen voll Wahnsinn ertrinken ineinander und sehen den nahenden Tod.

.. und es lauert an der Schwelle ...
Der Augenblick ist gekommen und das Messer senkt sich tief in pulsierendes, lebendes Fleisch. 
Der Tod erscheint und nimmt sich ein dunkles Licht. 
Kochendes Blut fließt über den Fels, und wäscht die Kreise hinweg. 
Da sinkt der Uralte nieder und die Hölle bricht los.
Doch im roten Kreis liegen zwei die weinen und lachen zugleich. Irrsinn ist in ihrem Blick, doch wer die Sonne des nächsten Tages sehen kann, für den ist noch Hoffnung.
Zwei Gestalten mit ledernen Schwingen schreiten über den gefallenen, blutleeren Körper eines dritten hinweg und nähern sich dem Zentrum. Sinnend verweilt der kleinere der beiden vor dem roten Kreis und ein plötzlicher Windstoß schlägt seine Flügel wie einen Mantel zurück, enthüllt einen Mann im grauen Gewand. Eiligen Schrittes überschreitet der andere Za'aszhi die Schutzkreise des Zauberers, und wo er geht, da hinterlässt er eine breite Spur von frischem, schwarzem Blut, das die Kreise zerstört.
Von jeglichem Bann befreit ist die Horde, doch verharrt sie in Schweigen und nur das Scharren abnormer Glieder durchbricht die Stille.
Schweigend geht der Mann in der Haut des Za'aszhi zu dem Toten zurück, zieht das Messer aus der ledrigen Brust des Gefallenen und betrachtet es.
Blut tropft auf den Fels, hinterlässt kleine, zischende Gruben im alten Gestein.
Dann nähert er sich dem Uralten.
Und Augen versuchen durch einen roten Nebel hindurch sein Gesicht zu erkennen, doch die Kapuze wirft tiefe und undurchdringliche Schatten. Grau in Grau steht er vor ihm und die müden Augen des Zauberers erforschen seine Gestalt. Zwar kann er sie nicht sehen, doch das Bild einer Waage brennt sich tief in seinen Geist.
"Oh ja," ertönt die ersterbende Stimme des Seelenfressers hinter ihm, " es ist der Wächter!".
"Warum? Warum habt ihr das getan? Ihr habt meine Opfer erhalten und die Regeln wurden geachtet. Nie vorher ist ein Bund gebrochen worden. Warum?" müde wälzt sich der Magier herum.
"Die Strafe für den Bruch ist der Tod, die Löschung, das Nichts. Das ist die Regel - und nichts sonst. Ich vergehe - und was ihn betrifft, so habt Ihr mit Ihm keinen Vertrag. Für Ihn hat nur ein Vertrag Gültigkeit. Vor Urzeiten besiegelt, für die Ewigkeit geschlossen. Solange Licht und Finsternis diese Welt beherrschen, ist der Wächter das Auge. Um zu finden, was nicht sein darf und zu sehen was nicht sein kann. Und nun ..."
Langsam faltet der hochgewachsene seine Schwingen zusammen und macht einen letzten Schritt nach vorne in den innersten Schutzkreis des Magiers hinein. Ein schriller Schrei ertönt und der Tod nimmt sich ein weiteres Licht.
Aus müden Augen betrachtet der Zauberer die schwelenden Reste und wendet sich wieder der Silhouette des Grauen zu. "Nun, Wächter, was willst du tun? Den letzten Kreis kannst auch du nicht überwinden. Du wirst dich damit abfinden müssen. Kein Zauber, kein Wesen kann ihn überschreiten." Ein Lächeln des Sieges erscheint auf einem jugendlichen Gesicht und dunkles Feuer beginnt erneut in vorher matten Augen zu leuchten. "Nun, was ist, grauer Mann?"
"Ihr werdet sterben."
"Ergreift ihn! Zerfetzt ihn! Löscht sein armseliges Leben aus! Vernichtet ihn und ich werde euch Opfer ohnegleichen bringen!"
Ruhig dreht der Mann sich um und streift die Kapuze von den Haaren. Schütteres braunes Haar bewegt sich in einem nicht spürbaren Wind und eine Melodie beginnt zu erklingen. Leise, doch von unwiderstehlicher Macht. Dissonanzen, unsagbar fremd und harmonisch schwingen durch der Stille Raum.
"Lasset Uns schauen ..."
Wohin die Gestalt blickt, fliehen Untote zurück in den Schutz der Nacht, verwehen schemenhafte Gestalten und Dämonen senken ihren Blick. Der Kreis ist vollendet und zwei Blicke verschränken sich erneut.
Gebannt schaut der Uralte ... und mit wachsendem Verstehen wächst auch die Furcht. Denn nicht der Graue blickt aus diesen forschenden Augen in denen sich langsam Erkennen widerzuspiegeln beginnt.
Denn langsam erinnert es sich.
Und im Moment des Erkennens verweht ein Seufzer im Wind, rieselt Staub dort zu Boden, wo vor kurzer Zeit noch ein Mächtiger stand.
Gelassen wendet sich die Gestalt ab, zieht ihre Kapuze wieder tief ins Gesicht und spricht zu den verbleibenden: "Geht, und bewahrt es in Eurem Gedächtnis!"
Die sich entfernenden ignorierend wendet er sich den beiden bewusstlosen Männern im roten Kreise zu. Mit einer Geste bricht er den Bann und heißt den letzten der Dämonen diese vor einem Kloster abzulegen. Schaudernd gehorcht der Gehörnte und verschwindet mit seiner Last in eine Wolke üblen Gestankes.
Nun geht auch der Fremde, einem Za'aszhi bis auf die Größe gleich. Aber noch einmal zögert er und wirft einen Blick zurück auf das Häuflein Staub, welches einmal ein mächtiger, uralter Zauberer war, der sich vor jedem Zauber und jeder Kreatur sicher wusste. Sieht noch einmal das für ewig junge Gesicht vor sich, das Gesicht, das die Zeit vergessen hatte.
Und dann geht auch er.

Zwei halb wahnsinnige, ausgehungerte Gestalten sind in diesem Winter vor den Toren eines ranabarischen Kumeraklosters gefunden worden. Sie stanken nach Schwefel und anderen höllischen Dünsten und ihr einziger Besitz waren zwei mit unheiligen Zeichen verzierte Dolche.
Selbstverständlich hat man diese Brut sofort dem Feuer überantwortet.
Leider ist nicht bekannt, wem für diese Tat zu danken ist, denn kurz darauf hat es im Kloster einen durch einen Kugelblitz verursachten Brand gegeben, dem das ganze Kloster zum Opfer fiel. 
Es gab keine Überlebende.
Wie bedauerlich.
Und irgendwo weit draußen, sitzt Jemand im grauen Umhang und lauscht einer traurigen, seltsamen Melodie.